Erlebnisse und Empfindungen während der Konzert-Reise
nach Cherry Hill , NJ / USA vom 15. – 30. Juli 1985
Fotos: Ulrich Wehrmann.
Montag, 15. Juli 1985
Nicht nur Blitz und Donner, sondern auch wohl das Reisefieber hatte einigen der auf die Reise über den großen Teich nach Amerika startenden Germanen nebst Angehörigen in der Nacht den Schlaf geraubt. Mit dem romantischen Lied „Am kühlenden Morgen, wenn alles noch ruht“ brachten die Sänger Fritz Nieland zu seinem 41. Geburtstag und Ulli und Gudrun Wehrmann zu ihrem 19. Hochzeitstag ein Ständchen, und verabschiedeten sich damit zugleich für 2 Wochen von Bielefeld.
Um 04:30 Uhr rollt der Niebäumer-Bus mit 43 Reisenden von Sieker zur Autobahn. Aus Anlass des 60-jährigen Bestehens des Omnibus Unternehmens spendiert der Fahrer „Niebäumer´s Hausmarken Sekt“ ohne das zur Zeit viel im Wein vorkommende und dadurch im Gespräch befindliche Frostschutzmittel ! Durch diesen Umtrunk und die flaschenweisen Sektspenden von Fritz Nieland, der ja durch die Zeitverschiebung 30 Stunden Geburtstag feiern konnte, war der Appetit der Germanen passend angeregt, um in der Raststätte Hünxe kurz vor der holländischen Grenze zu frühstücken. Um 09:00 Uhr traf dann der Bus am Airport Schiphol bei Amsterdam ein.
Am Abfertigungsschalter herrschte starkes Gedränge. Ab 11:00 Uhr füllte sich nach und nach vom Gate A10 aus die 380 Personen fassende DC 10 der Fluggesellschaft "Martinair", Holland. Pünktlich um 12:00 Uhr hob sie ab, überflog um 13;00 Uhr Glasgow und bot um 18:00 Uhr in Höhe von Grönland interessante Blicke auf die dort schwimmenden unzähligen großen und kleinen Eisberge.
Die netten Stewardessen servierten Drinks und Imbisse, wodurch die 8 Stunden Reisezeit nicht zu langweilig geworden waren, als das Flugzeug um 20:00 Uhr Bielefelder bzw. 2 p.m. local time auf dem John F. Kennedy-Airport bei New York unter dem Beifallder Passagiere landete.
Nachdem die letzten Koffer um 15:20 Uhr von ihren Eigentümern in Empfang genommen worden waren, startete der schon auf die Reisegruppe wartende Greyhound-Bus mit einem farbigen Fahrer um 15:30 Uhr in Richtung Cherry Hill. Blitz und Donner, begleitet von strömendem Regen, ließen auf der Fahrt längs New York die Befürchtung aufkommen, dass nun der Regen, auf den die Amerikaner seit 8 Wochen warteten, einsetzen würde.
Wie man eine über 1½ Jahren laufende Planung so organisieren kann, dass der Greyhound-Bus dem timetable entsprechend um 18:00 Uhr an der Rezeption des „Country Squire Motor Lodge Motel“ an der Route 70 in Cherry Hill N.J. vorfuhr, dürfte das Geheimnis des Reisemarschalls Manfred Mönig bleiben bzw. ist es seinem unnachahmlichen Planungsgeschick zuzuschreiben
Schon bald stellte sich Manfred's ständiger Kontaktmann Fred G. Knaak, der 1983 schon mal eine Gesangstunde in Bielefeld besuchte, zur Begrüßung ein. Auch mit „Bob – the Greek“, den Mönig´s und Kadatz von 1983/84 kannten, gab es ein freudiges Wiedersehen.
Die nicht vollständige Ausstattung der Zimmer mit notwendigem Geschirr und dergl. für die beabsichtigte Selbstversorgung besprach man noch abends mit Sieglinde vom Reisebüro „Robertson-Travel“. Sie beschwichtigte jeden mit einem Drink und mit Zusagen, die am nächsten Tag auch im Wesentlichen erfüllt wurden. Wer dann abends im moteleigenen Restaurant aß, lernte die Preise und Abrechnungsweise für amerikanische Gerichte kennen. Regen und Gewitter ließ manchen eigentlich bermüdeten nicht in den Schlaf fallen
Dienstag, 16. Juli 1985
Ein gemeinsames, echt amerikanisches Frühstück mit Rührei, gegrillten Würstchen, Schinken und Bratkartoffeln im Motel Restaurant, auf Vereinskosten, eröffnete den ersten kompletten Tag in den USA. Als Manfred Mönig und Erwin Oberschelp mit dem von „Budget“ gemieteten 14-sitzigen Dodge-RAM-Van eintrafen, gab es im Park unter den Bäumen unweit des Motels Infos für den nächsten Tag.
Die ersten Dienstfahrten mit dem Leihwagen fanden zum 500 m entfernten Löhmanns Supermarkt statt, wo die Grundausstattung für die einzelnen Apartments angeschafft wurden. Nachmittags zog die Cherry Hill Mall die Germanen, die der Van in mehreren Fuhren herankarrte, mit ihrer Vielzahl an Geschäften und Restaurants in ihren Bann. Glücklich erstanden einige ihre ersten Souvenirs. Zum Motel zurückgekehrt, stürzten sich die Erfrischungssuchenden gegen 18:00 Uhr in den Swimmingpool, um leider festzustellen, dass die Wasser-Temperatur der hohen Lufttemperatur kaum etwas nachstand.
Wie beim gemeinsamenTagesanfang, so fanden sich auch am Abend ab 21:00 Uhr die geselligen Germanen unter den Eichen am See, der in Wirklichkeit der langsam fließende Cooper-River ist, mit diversen Gallonen kolifornischem Chablis verschiedener Preisklassen und Plastikbecher zum Tagesabschluß zusammen.
Mittwoch, 17. Juli 1985
Eine halbe Stunde früher als für 9:00 Uhr bestellt, rollte erstmals ein Greyhound-Bus für uns am Motel vor. Die von einigen aufgeworfene Frage, warum der farbige Fahrer ununterbrochen den Motor laufen ließe, wurde beim Einsteigen klar: Aircondition sorgte schon vor der Abfahrt für eine angenehme Temperatur im Bus. Nach 2- stündiger Fahrt, u.a. am Airport "Newark" vorbei, erreichten wir New York und stiegen am Empire State Building aus. Die Amerikaner nannten 1931 bei der Fertigstellung dieses weltberühmte Gebäude „the cathedral of the skies“ (die Kathedrale des Himmels) und 1955 reihte die amerikanische Vereinigung ziviler Ingeneure den mit Antenne 448 m hohen Wolkenkratzer als achtes den sieben Weltwundern zu. Nur einige der insgesamt 72 Aufzüge reichten aus, um die Germanen in 80 Sekunden bis zur 80. und nach Umsteigen bis zur Plattform der 86. Etage zu bringen.
Der Bus brachte anschließend alle bei verkehrsbedingter langsamer und damit anschaulicher Fahrt durch die nicht überall sauberen Straßen N.Y. in den Süden Manhattans zur Trinity Church.
Gruppenweise suchten sich die Germanen nachmittags ihren Weg durch die 8-Millionen-Stadt. Das fast einstündige Warten auf den Aufzug zur Aussichtsetage des Word Trade Centers bedauerte im Nachhinein niemand, boten sich doch fast noch schönere Ausblicke als vom Empire State Building. Ja, und wer hat schon mal zuvor in der 107. Etage eines Gebäudes einen Snack zu sich genommen? 50.000 Menschen arbeiten im Word Trade Center und 80.000 besuchen es täglich.
Den Rückweg zum Bus-Treffpunkt gestaltete jeder für sich. Einige benutzten eine Taxe; manche schlenderten noch durch Chinatown; viele zog die in Finanzkreisen höchst beachtete Wallstreet in ihren Bann, und sie schauten dem hektischenTreiben in der Börse zu; wenige trauten sich der U-Bahn (subway) an und kamen z.T. auf Umwegen doch zum Ziel !
Trotz der in dieser Stadt an vielen Ecken lauernden Gefahren fehlte niemand um 19:00 Uhr am Fuße des Empire State Building, so dass der Bus pünktlich in Richtung Cherry Hill abfahren konnte.
Donnerstag. 18. Juli 1985
Wieder strahlte die Sonne frühmorgens und ließ nach und nach die ausgeruhten Germanen auf der Motel-Balustrade erscheinen. Um 10:00 Uhr rollte dann die Gesellschaft per Greyhound-Bus mit smarter Chauffeuse zum weitläufigen Vergnügungspark "Great Adventure“. „Großes Abenteuer“ heißt das auf deutsch und hält, was es verspricht.
Nervenkitzel verspürte man beim Sturz der Springer aus 30 m Höhe in den Pool, in dem zuvor Delphine ihre Kunststücke zeigten. Die "american-like“ gewollt vorherrschende Clownerie drängte die Höchstleistungen der Wasserskiläufer und ihrer hübsch anzusehenden Partnerinnen unberechtigt fast ins zweite Glied.
Die Liebhaber des Achterbahnfahrens kamen mitDoppellooping sowohl vorwärts als auch rückwärts – und beides im Temporausch – so oft sie wollten zu ihrem rasanten Vergnügen. Wem es im Rundum-Kino, in der Arena mit den Btx-Rad-Steil-wandkünstlern oder bei einer Ruhepause an einem der zahlreichen Imbissständen trotz der für dieses Tagesprogramm
erfreulicherweise leichten Bewölkung doch mal zu warm geworden war, der erfrischte sich in einer der mehr oder minder spritzigen Wasserbahnen. Dabei ging ein Sonnenhut nicht nur hoch sondern auch verloren. Gewonnen haben unsere beiden „Oldies“ Heini Wessel und Willy Krüger den berechtigten Eindruck, dass es – als sie von einer der vielen Ruhebänke aus die ....
amerikanischen Familien an sich vorbei flanieren ließen – doch viele dicke – oder sogar richtiger gesagt: fette – Menschen (vornehmlich Frauen !) dort gibt. Diese Erkenntnis war aber nicht der Grund, dass die beiden abends zur Abfahrt um 21:00 Uhr nicht sofort den Ausgang zum weiten Parkplatz fanden, auf dem uns unsere niedliche dunkle Fahrerin in ihrem enganliegenden dunkelblauen Hosenanzug wieder freundlich in Empfang nahm.
Freitag, 19. Juli 1985
Die Sänger stellten sich morgens erstmals in ihrer schmucken Sommer-Chorkleidung: hellblaues, kurzärmeliges Hemd mit Germania-Emblem und beiger Hose vor.
Als dann um 9:30 Uhr der Charterbus – dieses Mal „Johnson“- vorfuhr, überraschten die Germanen Frauen ihre verdutzten Männer mit einer einheitlichen Bluse mit tiefem Rückendekolleté mit Streifen in den amerikanischen Farben blau-rot-weiß. Dazu trugen die Damen einen weißen Rock. Denen, die diese Idee schöpften und verwirklichten, dankten die Männer.
Mit dem Bus überquerten die Bielefelder erstmals den breiten Strom Delaware, um dann in der Innenstadt von Philadelphia vor der City Hall, vor der die 13 m hohe und 24 to schwere Figur des Quäkers William Penn – übrigens die größte Statue, die weltweit auf einem öffentlichen Gebäude steht – ins Land Pennsylvania schaut, auf den für 11:00 Uhr angesetzten Empfang beim Ober-Bürgermeister zu warten. Fred G. Knaak begleitete die Germanen in den großen Saal des Rathauses. Dort waren bereits 8 Polizisten spanischer Herkunft und eine Reisegruppe israelischer Jugendlicher zur Begrüßung versammelt.
Br, Mr. Wilson Goode, der kürzlich mit dem durch alle Medien gegangenen Bombenabwurf auf militante Revolutionäre eine schwere Entscheidung zu treffen hatte, ist der erste farbige Oberbürgermeister der 1,8 Millionen Stadt mit einem Anteil von 65 % Farbigen an der Bevölkerung.
Mr. Goode verlas eine Begrüßungsurkunde für den „MGV Germania von 1871“ Bielefeld mit dem auf der nächsten Seite übersetzten Wortlaut. Die Urkunde konnte der Chronist in Empfang nehmen; außerdem händigte er jedem Sänger mit Händedruck eine Anstecknadel der geschichtsträchtigen Freiheitsglocke aus. Die Germanen überbrachten die Grüße des Bielefelder Oberbürgermeisters und übergaben eine Wandtafel mit einem Stich des Alten Marktes. Unter dem Surren der Kamera des amerikanischen Fernsehens Kanal 6 bedankten sich die Sänger mit dem Lied „Wohl auf in Gottes schöne Welt.
Übersetzung:
Willkommen !
Philadelphia ist eine Stadt vieler ethnischer Gruppen, die in unser Land eingewandert sind, um ein besseres Leben zu beginnen und trotzdem ihre Heimat nicht vergessen haben,
Philadelphianer sind stolz auf ihr kulturelles Erbe und ihre Abstammung und freuen sich, ihre Erfahrungen mit ihren vielen Freunden in fremden Ländern auszutauschen.
Der Germania Männerchor aus Bielefeld, West Deutschland, wird sich 15 Tage in Philadelphia aufhalten und in verschiedenen Konzerten in der Stadt mitwirken; dabei werden alte Freundschaften mit Deutschamerikanern erneuert und neue geschlossen werden.
Ich,W. Wilson Goode, Oberbürgermeister der Stadt Philadelphia, heiße hiermit den
Germania Männerchor
herzlich willkommen und ersuche alle Einwohner, diese Gruppe freundschaftlich zu empfangen und hoffe, dass ihr Aufenthalt vergnügt und erfolgreich ist.
W. Wilson Goode, Oberbürgermeister
mit meiner Unterschrift und dem Siegel der Stadt Philadelphia,
an diesem neunzehnten Tage im Juli, im Jahre eintausend neun hundert fünf und achtzig
gezeichnet: W. Wilson Goode
Anschließend führte noch der deutschstämmige Bürgermeister Bruno Karnas durch das Rathaus.
Mit dem Bus fuhren die Germanen dann zu „The Bourse“. Einst des Landes größter Warenumschlagsplatz, ist die Börse heute – ein Jahrhundert später – eines der elegantesten Einkaufzentren von Pennsylvania. Es ist im Nationalregister für historische Warenzeichen enthalten. Die große Uhr, die früher das Ende des Handelns signalisierte, erinnert heute die Kunden daran, in einem der in 3 Etagen rund um den weiten, ovalen Innenraum etablierten Restaurants sich an einem internationalen Gericht zu erfreuen.
In der weiten Halle erfreuten die Sänger viele Zuhörer mit ihren spontan gesungenen Liedern. Etliche sprachen die Germanen an. Der von einem amerikanischen Mädel österreichischer Abstammung geäußerte Wunsch nach dem Lied „Auf der Heide blüht ein kleines Blümelein“ konnte chormäßig nicht erfüllt werden.
Auf dem riesigen Segelschiff „Moshulu“ – groß wie Pamir und Passat – trafen die
Bielefelder auf den 89- jährigen Segelschiffkapitän Paul Weber, der zwischen 1919 und 1926 mehrfach Kap Horn umsegelte. Man spürte ihm seine Freude an über den ihm dargeboten „Deutschen Sängergruß“ und die altbekannte Weise „Muß i denn zum Städtle hinaus“.
Auch den Abend verbrachten einige Germanen in Philadelphia. Am Ufer des Delaware spielte das Philadelphia Youth Orchestra bei einem Open-air-concert Werke von Wagner (Lohengrin), Verdi (Aida), Tschaikowsky und moderne amerikanische Musik. Die 89 jungen Musiker, die am nächsten Tag eine China-Reise antraten, verabschiedeten sich mit dem viel beklatschten Marsch „Stars and Stripes“.
Samstag, 20. Juli 1985
Der Samstag war zum Relaxen bestimmt. Um 9:00 Uhr fuhren die Germanen in einem Greyhound-Bus nach Ship Bottom an den Atlantic. Durch den Wochenend-Verkehr dauerte die Fahrt knapp 2 statt gut 1 Stunde. Das Baden in den heftigen, hohen Wellen brachte bei 37° Lufttemperatur die gewünschte Erfrischung.
Verwunderlich, dass keine farbigen Personen am Strand anzutreffen waren. Wie zu erfahren war, verträgt die Haut der Schwarzen nicht so gut die Sonne.
Außerdem würde es ihnen dort auch zu langweilig sein. Während an den europäischen Stränden die „oben-ohne-Welle“ überwiegt, halten sich die amerikanischen Badenden züchtig bedeckt. Um 16:00 Uhr wurde die Rückfahrt angetreten.
Das Van-Rollkommando holte auf Bestellung diverse Pizzas für die verschiedenen Appartements. So gestärkt, sahen die Germanen abends im nahegelegenen „Garden State Park“, einer nach vollständiger Renovierung im April 1985 neueröffneten Rennbahn, den Galoppern zu.
Sonntag, 21 Juli 1985
Vormittags verweilten sich einige am Swimmingpool, andere umwanderten den See am Hotel und bestaunten dabei die sich darin in Massen tummelnden Karpfen und auch einige schwimmende Schildkröten.
Nach knapp 1-stündiger Busfahrt von New Jersey in den Staat Pennsylvania trafen die Germanen um 14°° Uhr im Außenbezirk von Philadelphia bei dem Club „Danubia“ ein.
Die Mitglieder sind frühere Donauschwaben und stammen vorwiegend aus Jugoslawien und Rumänien. „Picnic“ nennen sie ihr im Garten des Vereinsheims stattfindendes Fest mit reichhaltigen Beköstigungen und Blasmusik. Die Lieder der Germanen wurden mit großer Freude aufgenommen und mit viel Beifall bedacht. Dem Präsidenten des Clubs, Adam Mattes überreichte Reiner Kadatz im Namen des MGV Germania einen Stich von der Stadt Bielefeld und einen Vereinswimpel. Als Gegengabe konnte er zwei aus Anlaß des 25-jährigen Bestehens des Clubs im Jahr 1982 rausgegebenen Gläser in Empfang nehmen.
Die 8-Mann-Kapelle intonierte hauptsächlich deutsche und österreichische Märsche. Für die deutschen Besucher war es schon recht verwunderlich, dass nicht wenige Clubmit-glieder 2 Autostunden entfernt wohnen (d. h. mind. 150 Km !) und trotzdem regelmäßig an den Vereinsveranstaltungen teil-nehmen.
Nach reichlichem Gedanken-austausch nahmen die Germanen um 20°° Uhr Abschied mit dem Lied „Wenn Freunde auseinandergehn, dann sagen sie auf wieder sehn“.
Montag, 22. Juli 1985
Der Berichterstatter betrieb morgens Studien auf dem großflächigen Friedhof in der Nähe des Hotels. Die Namen und Inschriften auf den Grabsteinen und in den imposanten Mausoleen lassen auf die vorwiegend italienische aber auch polnische Herkunft der dort Begrabenen deuten. Gräber von Kriegs-teilnehmern sind außerdem durch zusätzliche Ständer mit Angaben über die Teilnahme am „2. Worldwar“, „Korea“ oder „Vietnam“ geschmückt.
Um 10:30 Uhr versammelten sich die Sänger unterhalb des Zimmers Nr. 423. Galt es doch dem Sangesbruder Kurt Schwertfeger zu seinem 50. Geburtstag ein Ständchen zu bringen. American-like überreichte ihm jeder der Reisegruppe einen bunten Luftballon. An keinem seiner vorherigen Geburtstage sei er vormittags von so vielen netten Frauen geküsst worden, wie an diesem Tag, meinte Kurt anschließend.
Die Mittagsstunden nutzten wiederum viele zum Shopping in der Cherry Hill Mall. Den Pendelverkehr hin und zurück führten Manfred Mönig und Erwin Oberschelp mit dem Van durch.
Um 17:00 Uhr begann unter den Eichen am See eine große Grillparty, die vom Geburtstagskind desTages und von Heinrich Wessel, der am 08. Juli 75 Jahre geworden war, gesponsert wurde.
Fred G. Knaak und seine Frau Doris, Bob mit seinem Sohn Steven – der für etwas Kurzweil für die jugendlichen Bielefelder sorgte – sowie die in Schwaben geborene Sieglinde vom Reisebüro hatten die Einladung gern angenommen. Zunächst mit gewissen Vorbehalten betrach-teten uns 2 farbige Familien mit niedlichen kleinen Kindern; dann wurden sie aber durch den Gesang in die Gemeinschaft einbezogen. Ein Gewitter beendete die Party gegen 21:00 Uhr. Die in öffentlichen Parks streng kontrollierende Police hatte bis dahin noch keine Patrouille durchgeführt. Der Alkoholgenuss soll dadurch auf Straßen und Plätzen in den USA erheblich eingeschränkt werden.
Dienstag, 23. Juli 1985
Der Vormittag wurde nach Lust und Laune mit Schwimmen im Pool oder Wandern um den See ruhig begangen
Um 13°° Uhr fuhr ein Bus – diesmal „Johnson“ – vor zum Start zu einer mehrstündigen Sightseeingtour
(Sehenswürdigkeitstour) durch Philadelphia. Durch schmale Straßen mit schmucken Häusern – alle gegen Einbruch mit Doppelschlössern und Gittern gesichert – führte der Weg durch die uns schon vom Bürgermeisterbesuch bekannte City nach Germantown. Die Blütezeit dieses Stadtteils, den die deutschen Einwanderer vor 300 Jahren gründeten, ließen manche Häuser noch erahnen, viele nicht mehr. Erschütternd die am Zoo gelegenen Villen, die von Farbigen in Besitz genommen worden waren.
Ein Stop am hoch über der Stadt gelegenen ’’Museum of Art“ ermöglichte den Germanen einen Blick in den breiten ’’Benjamin-Franklin-Parkway“, der direkt auf die City Hall zuführt. Unsere stets zu Späßen aufgelegte Iris spurtete wie ’’Rocky“ im Film die 100 Stufen der breiten Treppe zum Museum hoch – ohne zu pusten!
Der stadtkundige Fahrer legte eine weitere Pause am ’’Newmarkt“ ein. Im Gebäude aus dem 18. Jahrhundert etablierten sich kleine Kramläden und große Geschäfte, spezielle Fischrestaurants und internationale Speiselokale – ein Eldorado zum Bummeln und Einkaufen.
Als um 19:35 Uhr im Veteransstadium vor etwa 35.000 Zuschauern ein Sänger die amerikanische National-hymne sang, war es den Germanen doch weh ums Herz. Sie hatten bis vor kurzem die Zusage des Baseballclubs ’’Phillies“, in dem weiten Rund, das 66.744 Zuschauer fasst, vor Spielbeginn die Hymne singen zu dürfen. Wie sich jetzt verdeutlichte, führten die Querelen um den Reagenbesuch in Bitburg dazu, die gegebene Zusage zurückzuziehen. Etwas Freude und gewisser Stolz kam aber in dem Moment bei den Germanen auf, als auf einer Multivisions-Wand die Leuchtschrift erschien:
Es lag wohl nicht an der zuvor geschilderten Affäre, dass den Germanen das Baseballspiel – Sportart Nr. 1 in den USA – nicht zusagte. Die nicht ganz einfachen Spielregeln und damit das Nichterkennen von Feinheiten beim Spielablauf ließ bei den Germanen wenig Stimmung aufkommen. Wie hatte Manfred auf der Fahrt zum Stadion gesagt? „Wenn die Zuschauer aufstehen, ist das Spiel vorbei“. Ja, und so kam es am Ende auch: die Germanen saßen am längsten, weil sie nicht kapiert hatten, dass Schluß war!!
Mittwoch, 24.Juli 1985
Um 09:00 Uhr fuhren die Germanen erneut zum Baden nach Ship Bottom. Mehr Quallen als in der vorigen Woche und viel Seetang schwammen im Wasser und schreckte manche davor ab, sich in die hohen Wellen zu stürzen.
Den Abend gestalteten einzelne Gruppen für sich, während Mönig und Kadatz bei Doris und Fred zum Abendessen eingeladen waren und dort nette Gastfreundschaft vorfanden. Bob und seine soeben vom Deutschland-Urlaub zurückgekehrte Frau Nancy waren auch dort.
Donnerstag, 25. Juli 1985
07°° Uhr – für die Reisegruppe ein früher Aufbruch; hieß es doch 150 miles = ca. 240 km bis Washington zurückzulegen. Max. Speed 55’’ = ca. 85 km/h schreiben die Geschwindigkeitsregeln auf den Highways vor. 3 Stunden dauerte die Fahrt mit dem Johnson-Bus. Sofort nach der Ankunft am Park vor dem Weißen Haus übergaben jedem Einzelnen die dort diensttuenden, freundlichen jungen Leute vom ’’National Park Service“ die Eintrittskarten für den Besuch des ’’White House“. Gruppe Nr. 18
besagte die dunkelrote Karte; Besuchsbeginn 12:15 Uhr.
Das erlaubte, vorher noch andere Sehenswürdigkeiten anzusteuern. Das Jefferson- und das Lincoln- Memorial stellen architektonische Meisterwerke dar, die einen mit den riesengroßen aus Marmor gemeißelten Figuren der früheren amerikanischen Präsidenten und den massiven Säulen ringsum in ihren Bann ziehen.
Von beiden Denkmälern bietet sich am 196 m hohen Washington Monument – dem Obelisken – vorbei ein Blick auf das Weiße Haus, bzw. zum prächtigen Kuppelbau, dem Capitol.
Am weit ausgedehnten Komplex des ’’Pentagon“ vorbei, fuhr der Bus zur ’’Ellipse“, dem großen Rasen vor dem Zaun des Weißen Hauses.
Auf einer Tribüne sitzend warteten die Germanen auf das Erscheinen der Zahlentafel 18. Pünktlich konnte sich die Gruppe in Marsch setzen. Nach Durchleuchten – wie auf dem Flughafen – betraten die Germanen das Weiße Haus, durchschritten den Ostsaal, das grüne, blaue (der schönste Raum des Hauses, in dem der Präsident üblicherweise seine Staatsgäste empfängt), das rote Zimmer, den Bankettsaal und viele Korridore, wobei die allerorts postierten ’’USSS“ ( United States Security Service )
–Beamten ein längeres Verweilen vor den Vitrinen mit kostbaren Gastgeschenken anderer Staatsoberhäupter oder den kostbaren Ölgemälden von beispielsweise Jaqueline Kennedy und der Präsidenten JFK, Ford etc. verhinderten.
Gut 10 Min. konnten die Besucher die Atmosphäre einatmen, die sich ihnen oft im
Fernsehen bei Staatsempfängen im Weißen Haus und bei Reportagen der ARD- und ZDF-Korrespondenten vor dem massiven Gitterzaun des weiten Parks bieten. Trotz der Eile: ein nachhaltiges Erlebnis.
Voller Tatendrank wurden die weiteren Sehenswürdigkeiten dieser anmutigen, mit New York überhaupt nicht zu vergleichenden, Stadt in Angriff genommen. Eine Gruppe besuchte zuerst das Air- und Space-Museum, sie tat gut daran. Einige gingen direkt zum Capitol, was sich auch als vorteilhaft erwies. Wenige bestiegen die Shuttle-Bahn, um zunächst den Arlington – Friedhof und damit die Gräber von JF und Robert Kennedy zu besuchen und der hoch interessanten Wachablösung am Grab des unbekannten Soldaten zuzuschauen. Sie wurden vom plötzlich einsetzenden Wolkenbruch überrascht und bis auf die Haut durchnässt. Der Arlington-Besuch fiel dadurch buchstäblich ins Wasser. In der Cafeteria des Air- und Space-Museum wärmten sich die Durchnässten wieder auf, um sich dann auf den Weg zum Capitol zu machen.
Der Kuppelbau – imposant von außen – ist innen wegen der Deckenstuckarbeiten und der großen Wandgemälde bewundernswert. Von jedem Staat der USA steht auf mehrere Säulen verteilt je ein populärer Vertreter aus Stein gemeißelt. Einige Germanen wurden Ohren- und Augenzeugen einer Sitzung des Repräsen-tantenhauses. Per TAXE rasten einzelne auch noch gegen Abend zumFriedhof Arlington.
Vom Treffpunkt Air- undSpace-Museum, das die Luftfahrt von der Entstehung bis zur heutigen Raumfahrt detailliert vorstellt, trat die Busgesellschaft pünktlich um 19:00 Uhr die 3-stündige Rückfahrt nach Cherry Hill an.
Freitag, 26. Juli 1985
Vom Television erfuhren wir beim Frühstück, dass der gestrige Regen in Washington die Ausläufer des über Florida tobenden Hurrican ’’Bob“ gewesen waren.
Vormittags brachten Manfred und Erwin den Van zur Autovermietung zurück. Die Fahrt nutzten noch etliche, um in der Cherry Hill Mall einzukaufen. ’’SALE !“ heißt in Amerika das, was wir Schlussverkauf nennen. So wurde manches ’’Schnäppchen“ gemacht. Lustig fandend die Männer natürlich die Damen-nachthemden mit Musik auf Knopfdruck an exponierter Stelle ( links oben ).
Die wohl ausgefallenste Gesangsprobe in ihrer 114 jährigen Geschichte fand für die Germanen von 15°° bis 16°° Uhr in der Schwimmhalle des Motels statt. Der hohe, weite Raum bot eine unerwartet gute Akustik. Zu erwähnen sei an dieser Stelle, dass durch die kurzfristige, gesundheits-bedingte Reiseabsage unseres Chorleiters, Siegfried Kussin, das Dirigat von Manfred Mönig übernommen wurde, und was er sehr passabel ausführte. Neben den vielen organisatorischen Aufgaben oblag ihm auch noch die ’’künstlerische Leitung“.
Ein Charterbus des schon aus der früheren Blütezeit von Atlantic City bekannten Hotels und Spielcasinos ’’Claridge“ holte um 17:00 Uhr die Germanen zur Fahrt in die Spielermetropole des amerika-nischen Ostens ab. Dank seiner sparsamen Kassenführung konnte Erwin jedem Reise-teilnehmer aus seiner Anzahlung ein zweites Mal 10 $ zurückzahlen ! Ein großer Anreiz für den bevorstehen Casinobesuch.
Besuchten 1984 das allgemein bekannte Spielerparadies Las Vegas 13 Millionen Spieler, so fanden sich in Atlantic City im vergangenen Jahr 25 Millionen an den Spieltischen und -automaten ein. Der Glanz des vorigen Jahrhunderts ist mit den in den letzten Jahren neu gebauten Hotels und Casinos ’’Golden Nugget“, Ballys, Atlantis ( vormals Playboy ) nach Atlantic City zurück gekehrt.
Die Geschäftstüchtigkeit der Casinomanager spiegelt sich aus ihrem Angebot wider:
- Die Gäste/Spieler heranschaffen per Bus.
- Diese Personen mit einem üppigen Menu-Angebot ’’satt machen“.
- Sie durch Musical oder eine Show in Stimmung bringen.
- Ihnen ’’Kleingeld“ gegen einen Gutschein verabreichen als Grundbetrag zum Spielen.
- Ihnen während des Spielens kostenlos alkoholische Drinks zu reichen.
Dann ist der Spieler unter hunderten, ja tausenden Gleichtuender allein, wie ein Boxen im Ring. Er hat Erfolg, weil der Apparat die ’’Coins“ ausspuckt; dann wird der fast volle Becher leerer – noch leerer -; doch dann rappelt es wieder; 2 Stück raus, 4 Stück rein, nochmal, nochmal, dann ist der Becher leer ! Nur der, der sich dann in der Gewalt hat, überlebt ! Ließ sich die Charakterstärke der Germanen in dieser Nacht daran messen, dass sie alle – 43 plus Bob und Steven, der dann noch nachts ins Manöver abrücken musste – pünktlich zur angesetzten Rückfahrtszeit um 01:00 Uhr im Bus saßen ? Wohl doch !
Nun aber noch etwas überden Verlauf des Abends: Nach der Ankunft genossen die Germanen ein reichhaltiges warmes/kaltes Buffet und amüsierten sich anschließend bei einem Musical. Der Gutschein über 10 $ wurde an einem Schalter in eine Rolle von 40 Coins à 25 Cent ( Quarter ) eingelöst. Dann begann das Spiel an den einarmigen Banditen. Ein des Alters wegen nicht zugelassener Germanensohn hatte dank neuen amerik. Anzuges doch noch den Zugang zum Spielsaal gefunden und kassierte mit 1 Quarter auf Anhieb 50 $ . ( Wie es hieß, soll die zweiarmige Mutter den Segen des einarmigen Banditen sofort sichergestellt haben !? )
Einige Germanen wagten auch mehr und setzten sich selbst und versetzten ihr Geld an Spieltischen. Aber es soll auch Gewinner gegeben haben. Wer von dem Trubel genug hatte, spazierte über den ’’Bordwalk“ zwischen dem rauschenden Atlantic und den Casinos in der lauen Abendluft. Etliche hüpften von einem Casino zum anderen, um die Münzbecher als Souvenir zu sammeln.
"I
NY" ist ein Werbesiegel der Millionenstadt New York. Kannten die Germanen imposante Teile dieser Stadt schon vom Besuch am 17.07., so wollten sie diese bei einem weiteren Aufenthalt abends dort vertiefen.
An Bord des um 11°° Uhr gestarteten Greyhound-Charter-Busses bewunderten die Germanen die Disziplin der amerikanischen Autofahrer. Nicht nur Speed-Limit 55 miles, sondern auch min. 40 miles sichern einen reibungs losen Verkehrsfluss.
Um 13:00 Uhr fuhr der farbige Fahrer vor das UN-Gebäude vor. Eine deutsch-sprechende Fremdenführerin (6-monatiges Studium am Goetheinstitut in Frankfurt, sonst Germanistik in NY) erläuterte die lebens-notwendigen Aufgaben von UN und UNICEF, führte durch die Kongressräume, beantwortete bereitwillig Fragen über Budgets und ebenso, ob man sich in dem Saal des Sicherheitsrates befände, in dem Chruschtschow mit dem Schuh auf den Tisch schlug.
Mit einem Schiff der ’’Circle-Line“ begann um 15:15 Uhr der Bootstrip rund um Manhattan. Das Ansichtskarten–Panorama von den Wolkenkratzern bot sich größer und größer werden-den Germanen live dar. Für manchen wurde ein Traum zur Wirklichkeit. Jede der 19 Brücken, die sich über dem Boot von Ufer zu Ufer spannte, bot ein anderes bewunderns-wertes Bild.
Der Bootstrip über den Eastriver und Hudson muss jedem in ewiger Erinnerung bleiben, wenn sich auch die Freiheitsstatue nicht in ihrem bekannten wallenden Kleid, sondern aus Renovierungs-Gründen in einem Korsett aus Stahlrohren darbot. Nach 3 Stunden überwältigender Eindrücke gingen die Germanen wieder an Land, um zu Fuß – einzelne auch per Taxi – mehr von New York zu erkunden. Der Bummel über den weltbekannten Broadway selbst mit den Lichtreklamen bei einbrechender Dunkelheit ließ bei der Mehrzahl der Germanen die angesetzten Erwartungen unerfüllt. Vielleicht hätte die Einreihung in eine Schlange auffallend sehr gut gekleideter Theaterbesucher und damit der Besuch einer Broadway-Aufführung, die für einen NY-Besuch unerlässlich sein soll, zu einer anderen Aussage geführt.
Fotos: Ulrich Wehrmann.
Dieses Bild links wurde 32 Jahre später am 12. Mai 2017 von meiner Enkelin Janine Wagner aufgenommen.
Alle, die den NY-Besuch um 21:00 Uhr mit einem unbeschreiblich faszinierenden Blick vom Empire State Building auf das Lichtermeer der grenzenlos erscheinenden Millionenstadt, wie beispielsweise mit der wie ein riesiges Zirkuszelt illuminierten Georg-Washington-Bridgeoder den raffinierten, beleuchteten Obergeschossen des Chrysler-Gebäudes und, und, und abschlossen, nahmen einen unvergesslichen Eindruck in sich auf.
Eine ganz besondere Freude brachte der NY-Besuch für unseren Sangesbruder Willy Krüger mit sich, konnte er doch nach Jahrzehnten seine dort wohnende Nichte und deren Mann sowie seinen Neffen in die Arme schließen.
Besonders ihnen galt um 21:15 Uhr vor dem Empire State Building vor Abfahrt des Busses das Ständchen der Germanen. Viele Passanten gesellten sich lauschend hinzu.
Sonntag, 28. Juli 1985
Um 09:30 Uhr holte der temperamentvolle Bob verabredungsgemäß Erika Mönig, Ulla und mich zum Breakfest zu sich ab. In seinem schönen Haus in einer herrlichen Wohngegend empfing uns seine Frau Nancy. Bilder der beiden Söhne in Uniform der ’’Marines“ und derTochter, die wir auch persönlich kennenlernten, zierten ein Zimmer, während in einem anderen Wohnzimmer Wand und Ecke mit vielen aus Deutschland mitgebrachten Souvenirs geschmückt waren. Ein reichhaltiges Frühstück wurde auf der Terrasse serviert.
Um 13:00 Uhr traf der Charterbus mit den Germanen bei der Humboldt-Loge auf dem weitläufigen Gelände des Canstatter Volksfestvereins ein. Freundlich begrüßte sie der Präsident. Stutzig machte sie der sogleich zum Empfang erzählte Witz über Freddy Quinn's angebliche Verhaftung wegen seines Gesangs am Grab ( ? ) von Adolf Hitler unter dem Titel "Junge komm bald wieder". Sollten solche Gedanken tatsächlich bei früheren Auswanderern noch schlummern ? Dieses war auf jeden Fall nicht das Thema der Germanen, sondern sie befassten sich mit den bekannten deutschen Volksliedern:
- Kein schöner Land
- Wohlan die Zeit ist kommen
- Hoch auf dem gelben Wagen
- Wahre Freundschaft
- Muss i denn
Der zweite Gesangsblock folgte nach Kaffee und Kuchen mit Wander- und Weinliedern, die von einheimischen Sängern begeisternd mitgesungen wurden. Erhebend war für die Logenmitglieder der Vortrag unseres Bundesliedes ’’Brüder reicht die Hand zum Bunde“ – das von Mozart komponierte Freimaurerlied.
In vielen persönlichen Gesprächen knüpften die Germanen Freundschaften zu den Mitgliedern oder Gästen der Loge – unsere beiden Polizeibeamten Fritz Nieland und Jürgen Beyer zur ’’German-American Police Association“ die Germanen Damen zu Champain- spendenden ’’Humboldten“
Der Chronist stiftete als persönliches Gastgeschenk seine Notenmappe an Bob, dem unser Gesang so gefallen hatte.
Zum ersten Mal während der gesamten Reise musste Manfred Tricks anwenden, um die letzten Fahrtteilnehmer aus den liebvollen Armen der netten Gastgeber in den wartenden Autobus zu befördern – und dann musste Bob auch noch wieder hinaus bugsiert werden. Ein schöner Tag voller netter Begegnungen.
Am Motel um 22:00 Uhr angekommen, versammelten sich noch einige Germanen, um die trinkbaren Restbestände zu konsumieren.
Montag, 29. Juli 1985
Schon vor dem gemeinsamen Frühstück um 09:00 Uhr – das von Ulli Wehrmann aus Anlass seines Geburtstages am 30. Juli erheblich mitfinanziert wurde – sangen die Germanen dem bereits angereisten Fred ’’Wahre Freundschaft“ als Abschiedslied.
Vorzeitig rollte der Greyhound-Bus um 10°° Uhr vom Motel zum JFK-Airport nach New York. Von den Highways aus blickten die Germanen – teils wehleidig – auf die aus dem Dunst herausragenden Wolkenkratzer – besonders Empire State Building und World Trade Center.
Mit Bedacht platzierte Manfred Mönig die gesamten Germanen-Reisenden im platzmäßig etwas großzügigeren Vorderteil des Flugzeuges. Es blieb Zeit für letzte Souvenierkäufe in der Abfertigungshalle.
Kurz bevor die DC 10 um 16:12 Uhr zu unserem Rückflug abhob, konnte unser Fotograf Ulli Wehrmann noch eine Concorde auf dem Flugfeld des "Kennedy Airport" entdecken und im Bild festhalten. Dann flog die Maschine die amerikanische Küste entlang, um gegen 18:09 bei St. Anthony die Überquerung des Atlantic zu beginnen.
Um diese Zeit sangen die Germanen ’’Happy birthday to You“ für Ulli zu seinem 43. Um 19:00 Uhr begann in Höhe von Grönland die Nacht. Um 19:14 Uhr überflog die Maschine den 40., 19:55 den 30., 20:30 Uhr den 20. Breitengrad. 21:33 Uhr wurde beim 10. Breitengrad Shannon in Irland erreicht und um 22:35 Uhr NY-Time = 04:35 Uhr local time landete die DC 10 in Amsterdam.
6.060 km hatte sie mit 380 Passagieren an Bord und freundlichen Stewardessen, die laufend für das leibliche Wohl der Reisenden sorgten, in 6 Stunden und 24 Minuten zurückgelegt. Der schon bereitstehende Niebäumer-Bus lieferte die Germanen-Amerika-Reisenden – nach Frühstückspause in Hünxe – zwischen 10:00 und 10:30 Uhr wohlbehalten in Bielefeld ab.
Ein großes Erlebnis ging zu Ende,
- die Erinnerungen bleiben.
Herzlichen Dank an Manfred Mönig!